Forschung

 

Die FAU ist eine der forschungsstärksten Universitäten in Deutschland. Mit ihren Forschungsschwerpunkten bildet sie die aktuellen Herausforderungen der Gesellschaft ab. Das Interdisziplinäre Zentrum für Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften, kurz IZdigital, bündelt und fördert gemäß der Satzung als interdisziplinärer Zusammenschluss über Fakultätsgrenzen hinweg die Aktivitäten von transdisziplinärer Forschung.

 

Das IZdigital ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg aus unterschiedlichen Fächern und Fakultäten. Es bildet ein Kompetenz- und Kommunikationszentrum einerseits für methodisch neue Zugänge zu geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsaufgaben, andererseits aber auch für Fragen der sozio-technischen Voraussetzungen und Konsequenzen der Digitalisierung auf Phänomene der Gesellschaft wie soziale Beziehungen, Organisations- und Entscheidungsformen oder Raumverhältnisse. Zudem arbeitet das IZdigital an Forschungsumgebungen und baut Infrastrukturexpertise auf.

 

Kompetenzgebiete

Kompetenzgebiet Digitalisierung als Methode

Das zentrale Erkenntnisinteresse im Kompetenzgebiet Digitalisierung als Methode umfasst die Möglichkeiten der Digitalisierung in Bezug auf Arbeitspraktiken im Prozess der Wissens- und Erkenntnisgenerierung. Es werden die Zugänge der Informatik im Sinne eines Werkzeugs genutzt, um entweder ganz neue Erkenntnisinteressen und Forschungsfragen bedienen zu können oder aber um bekannte Forschungsfragen effizienter und präziser verfolgen zu können. Auch werden existierende Forschungsobjekte (z.B. Handschriften, Inkunabeln, Urkunden, Statuen, Literatur, Bildkunstwerke, Münzsammlungen) digitalisiert und somit für Forschung und Lehre ubiquitär verfügbar gemacht.

Die Methodenkompetenz in diesem Arbeitsgebiet erstreckt sich auf die folgenden Problemklassen:

Sprache und Text

Die Arbeiten fokussieren auf die quantitative inhaltliche oder stilistische Analyse von textuell dargebotenen Informationen mit Hilfe automatischer oder halbautomatischer Verfahren. Zentral ist einerseits die fundierte statistische Absicherung von Beobachtungen, andererseits die Visualisierung quantitativer Muster im Zuge einer hypothesengenerierenden Exploration der Textbestände. Exemplarische Forschungsfragen können sein, den Autor eines Textes anhand von Duktus und Satzbau zu identifizieren, politische Argumentation in verschiedenen Zeitungen vergleichend zu analysieren, oder Texte bzw. Aussagen aufgrund ihrer inhaltlichen Ähnlichkeit zu gruppieren.

Bild und 3D-Objekte

Die Arbeiten fokussieren auf die Analyse zwei- und dreidimensionaler Objekte der Architektur, Bildenden Kunst, Archäologie und Geschichtswissenschaft. Gegenstand der Arbeiten können Methoden zur strukturierten Erfassung und Ablage komplexer Datenbestände (z.B. Dokumentation eines Bauwerks) ebenso sein wie die (halb-/automatisierte) inhaltliche Analyse und Interpretation des bildlich oder körperlich Dargestellten (Mustererkennung, Klassifikation, Metadatenanalyse) oder die Analyse historischer Oberflächen (verwendete Materialien, Farbanalyse).

Schrift und Zeichen

Die Arbeiten fokussieren auf das automatisierte Erkennen von Schrift und weiteren Zeichen in grafischer Codierung (z.B. Handschrift, Typen). Ziel der Forschung kann es z.B. sein, Handschriften und alte Drucke automatisch zu digitalisieren, einen Schreiber eines handschriftlich verfassten Dokuments zu identifizieren oder aber die Offizin, in der ein Druckwerk hergestellt wurde. Abstrakt formuliert geht es im Kern darum, herauszufinden, warum und wie trotz drastischer Variationsmöglichkeiten der Instanzen eines Zeichentyps die Instanz dennoch einem Typ sowie einem Erzeuger zugeordnet werden kann.

Philologie und Edition

Die Arbeiten fokussieren auf die Nutzung neuer digitaler Editionsmethoden. Sie ermöglichen dynamische Textdarbietungen, die den Benutzer interaktiv einbinden und damit das Angebot traditioneller wissenschaftlicher Editionen um ein Mehrfaches übersteigen. Darunter fällt beispielsweise, dass der Benutzer sich ‚seinen‘ Editionstext selbst bedarfsabhängig konfiguriert (vom Digitalisat der Quelle bis zum normalisierten Lesetext), darunter fallen aber auch (im weitesten Sinne) Textauszeichnungen, die den Editionstext erschließen, oder die Anschlussfähigkeit an Nachbardisziplinen (z. B. Linguistik, Geschichte etc.), insofern die Texte bei entsprechender Codierung elektronisch ausgetauscht und maschinell weiterverarbeitet werden können.

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Kompetenzgebiet Digitalisierung und gesellschaftliche Phänomene

Das Erkenntnisinteresse in diesem Kompetenzgebiet bezieht sich auf die Effekte der Digitalisierung auf oder bei Phänomenen und Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen. Die Effekte bieten einerseits Chancen zur Ausprägung von Neuartigem, erzeugen andererseits auch Unsicherheit und müssen daher verstanden und ggf. gestaltet werden.

Die Expertisen in diesen Kompetenzgebiet liegen in den folgenden Bereichen:

Ausgestaltung von Institutionen

Institutionen werden verstanden als unterschiedlich motivierte Beschränkung menschlicher Interaktion durch formelle (z.B. Gesetze, kodifizierte Usancen) oder informelle (z.B. Umgangsformen, Berufsethos) Regeln. Der durch neue Technologien entstehende Überschusssinn erfordert die aktive Änderung nicht mehr funktionstüchtiger und die Gestaltung ganz neuer Institutionen in einem Prozess der Aushandlung der gewünschten (neuen) Ordnung. Shitstorms und Empörungswellen aber auch Infragestellung von Mächtigen aufgrund der wirksamen Kommunikationsfähigkeit der Massen, veränderte Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit oder Fragen der Verantwortung und Vertraulichkeit (z.B. bei Gesundheitsdaten) sowie Zurechenbarkeit sind exemplarisch der Betrachtung wert.

Ausgestaltung von Prozessen, Organisationen und Organisationsformen

In den verschiedensten gesellschaftlichen Teilbereichen haben sich über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte Routinen und Strukturen ausgeprägt, die sich im Umgang mit Komplexität bewährt haben. Exemplarisch zu nennen sind die fortschreitende Arbeitsteilung und Koordination der Teile zu einer Gesamtlösung über Märkte und Hierarchien oder die Delegation von Entscheidungskompetenz und -verantwortung im Rahmen des täglichen Zusammenlebens. Stärkere Dezentralisierung und Vernetzung anstelle von Hierarchie und lokaler Präsenz, Zuschreibung von Expertise und Problemlösungskompetenz auf Jedermann oder Fragen der Inklusion, Exklusion, Teilhabe oder Nicht-Teilhabe sind Ausprägungen der potenziellen Veränderung durch Digitalisierung.

Eigenschaften und Ausprägungsformen von Objekten, Artefakten und Performances

Die Digitalisierung führt über die Veränderungen von Eigenschaften (z.B. Materialität, Haptik, zwei oder drei Dimensionen) zu anderen Wirkungen, anderen Nutzungs-oder Rezeptionspraktiken, anderen Komplexitäten oder ganz neuen Gestaltungsoptionen. Wenn bspw. ehemals physische Objekte durch digitale Surrogate abgelöst werden (z.B. iPad statt Schulheft) ergibt sich eine andere Art von Bedienung (Wischen/Klicken statt Blättern) oder eine ganz andere Nutzungspraktik (Tippen/ Diktieren statt Schreiben). Exemplarische Untersuchungsgegenstände können sein die Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle oder die Gestaltung von Medien für konkrete Nutzungsszenarien.

Ansprechpartner

 

Aktivitäten im Bereich Forschung des IZdigital und der FAU im Forschungsschwerpunkt digitaler Transfer